Lasseters Goldader

Im unerforschten Busch, im Innern Australiens, westlich von Alice Springs, gibt es eine sagenhafte Goldader, die seit vielen Jahren Gegenstand der Suche zahlreicher Expeditionen war. Entdeckt wurde die Goldader von einem Prospektor namens Harold Lasseter. Im Jahr 1892 fanden die Farmer Arthur Bayley und William Ford in Westaustralien in der Gegend um Coolgardie Gold. Kurze Zeit danach waren bereits Hunderte von Goldsuchern in dem Gebiet und gründeten die Stadt Coolgardie. Im Jahr 1893 fand der Farmer Patrick Hannan in der Nähe von Kalgoorlie, ca. 40 km östlich von Coolgardie ebenfalls Gold. Ungefähr um diese Zeit ging Lasseter im Hafen von Sydney von Bord des Schiffes, auf dem er als Matrose gearbeitet hatte. Seine Absicht war in Zentralaustralien nach Edelsteinen zu schürfen. Er stellte jedoch schnell fest, dass die aussichtsreichen Claims alle bereits vergeben waren. Lasseter beschloss daher die erfolglose Suche aufzugeben. Er brach mit drei Pferden zur Westküste auf, um dort wieder auf einem Schiff anzuheuern. Nachdem er bereits längere Zeit in den Bergen unterwegs gewesen war und sein Proviant und auch sein Wasservorrat allmählich zur Neige zu gehen drohten, gelangte er in eine Sandwüste. Kurz vor dem Verdursten hatte er Glück. Inmitten einer Felsengruppe fand er ein Wasserloch, das ihn und seine Pferde vor dem Verdursten rettete. Nachdem er seine Wasservorräte aufgefüllt hatte, zog er weiter. Ungefähr zwei Tage nach seinem Aufbruch von dem Wasserloch gelangte er an eine schnurgerade Felsformation, die sich durch die Wüste zog. Teilweise bildete die Formation eine regelrechte Mauer, die bis zu zwei Metern aus dem Boden ragte. Die Formation wies eine seltsame grünliche Färbung auf, was Lasseter veranlasste sich die Sache näher anzuschauen. Er schlug eine Probe aus der Formation und fand Gold. Auch weitere Proben an anderen Stellen der Mauer enthielten Gold. Ein gewaltiges Goldriff durchzog die Wüste. Lasseter füllte einen leeren Mehlsack mit den Proben und folgte dem Goldriff tagelang. Das Riff schien kein Ende zu nehmen. Als ihm letztlich das Wasser ausging und seine Pferde bereits zusammengebrochen waren, schien sein Ende gekommen. Doch wieder hatte er Glück. Er wurde gerade noch rechtzeitig von einem Geometer namens John Harding gefunden, der sich für Landvermessungen in der Gegend aufhielt. Harding, der die Goldproben gesehen hatte, wollte von Lasseter wissen, woher sie stammten. Lasseter aber schwieg. Er gestattete Harding lediglich, die Proben für eine Analyse an sich zu nehmen. Lasseter selbst heuerte wieder auf einem Schiff an. Nach Wochen erreicht ihn ein Brief Hardings, in dem ihm dieser die Ergebnisse der Analyse mitteilte. Die Proben hatten einen Goldgehalt von 30 Unzen (850 Gramm) pro Tonne ergeben, also eine sehr hohe Goldkonzentration. Es dauerte aber noch mehrere Jahre bis zum Jahr 1900 bevor Lasseter, zusammen mit Harding, diesmal aber mit einer ausgerüsteten Expedition in die Wüste zurückkehrt, um seine Goldader wiederzufinden. Der Weg führt von Carnarvon an der Küste Westaustraliens in Richtung der Petermann-Ranges im Northern Territory. Nach großen Strapazen findet Lasseter sein Goldriff wieder, nur um es erneut zu verlieren. Auf dem Rückweg zur Küste verläuft er sich und kann auch die Lage des Goldriffs nicht mehr genau bestimmen. In den Jahren 1916 und 1921 unternimmt er zwei weitere, ebenfalls erfolglose Versuche. Erst im Jahr 1930 findet Lasseter in John Bailey, dem Präsidenten der Australian Workers Union erneut einen Geldgeber, um eine weitere Expedition auszurüsten, diesmal aber besser vorbereitet. Mit einem Lastwagen und sogar einem Flugzeug ausgerüstet, begibt sich Lasseter zusammen mit dem Forscher Fred Blakely und weiteren vier Männern (der Goldprospektor George Sutherland, der Ingenieur Philip Taylor, der Lkw-Fahrer Fred Colson und der Pilot Erroll Coote) von Alice Springs aus auf die Suche. Der Pilot Coote bleibt zunächst noch einige Zeit zurück, um der Gruppe Zeit zu lassen, nach Ilbilba (einem ehemaligen Eingeborenendorf inmitten der Wüste, 500 Meilen (ca. 805 km) westlich von Alice Springs) zu ziehen und dort einen einigermaßen brauchbaren Landeplatz für ihn vorzubereiten. Ilbilba wurde als Basislager ausgewählt, weil es dort eine Quelle gab. Nach ca. 14 strapaziösen Tagen durch die Wüste erreicht die Gruppe Ilbilba, macht einen Landestreifen fertig und wartet auf das Flugzeug. Doch Coote hat Pech, während des Flugs setzt der Motor des Flugzeugs aus und er muss notlanden. Es gelingt ihm das Flugzeug erneut zu starten, doch der Motor setzt wieder aus und diesmal ist, eine Bruchlandung nicht zu vermeiden. Verletzt wartet Coote beim Wrack der Maschine auf Rettung. Nach mehreren Tagen erreicht ihn der Lkw-Fahrer Colson und kehrt mit ihm und dem defekten Flugzeug nach Alice Springs zurück. Per Funk wird die Gruppe in Ilbilba über den Flugzeugabsturz unterrichtet. Coote erhält den Auftrag ein anderes Flugzeug zu chartern, sobald er wieder gesund ist. Tage vergehen. Die Gruppe wird immer ungeduldiger. Endlich landet Coote mit dem neuen Flugzeug in Ilbilba. Lasseter will sofort zu einem Aufklärungsflug starten. Coote und er fliegen über die Wüste hinweg bis zu den Petermann-Ranges. Als Lasseter zurückkommt, beschreibt er einige Landschaftsmerkmale, die er aus der Luft gesehen hat und die zum Riff führen können. Zunächst sei da der Lake Christopher, der wie ein strahlenförmiger Stern aussehe; dann beschreibt er drei Hügel, die aussehen wie drei Frauen, die Hauben auf ihren Köpfen tragen und sich unterhalten. Etwa 35 Meilen (ca. 56 km) südöstlich davon sei ein weiterer kegelförmiger Hügel mit abgeschnittener Spitze. Das Riff selbst läge etwa zehn Meilen östlich von einem kleinen See und wenn man die Linie des Riffs entlang blicke, so scheinen die drei Schwestern auf dem anderen Ende des Riffs zu sitzen. Doch das Flugzeug kann dort nicht landen. Lasseter hat eine andere Idee. Vor ein paar Tagen ist ein Dingojäger, der Deutsche Paul Johns, mit seinen vier Kamelen beim Lager aufgetaucht. Lasseter schlägt vor, dass man sich über Land auf den Weg zu den Petermann-Ranges machen solle, und zwar mit den Kamelen von Johns. Doch der Rest der Truppe hat keine Lust mehr. Auch Blakely hält Lasseter mittlerweile für einen Scharlatan und kehrt mit den Männern kurzerhand nach Alice Springs zurück. Lasseter aber beabsichtigt nicht aufzugeben. Er macht dem Deutschen den Vorschlag, ihn mit den Kamelen zur Goldsuche in die Petermann-Ranges zu begleiten. Johns ist einverstanden. Sie beladen die Kamele mit Proviant und Wasser und ziehen vorbei am Mount Peculiar und Lake Amadeus bis hin zu den Petermann-Ranges. Dort angekommen, verschwindet Lasseter eines Morgens. Kurz darauf taucht er wieder auf, mit einem Beutel Steine in der Hand und sagt, er wäre am Goldriff gewesen. Johns will den Inhalt des Beutels sehen, doch Lasseter weigert sich. Es kommt zu Streitigkeiten und Johns kehrt nach Alice Springs zurück. Lasseter gibt ihm ein Schreiben mit, dass er den in Alice Springs wartenden Expeditionsteilnehmern übergeben soll. Mit seinem Brief veranlasst Lasseter die Expeditionsteilnehmer, Proviant zum Lake Christopher zu schaffen. Dann teilt er noch mit, welche Route er zu nehmen gedenkt und dass er sich am Lake Christopher einfinden werde. Danach hört man nichts mehr von ihm. Als seine Leiche von einem Suchtrupp später in einem verlassenen Eingeborenenlager entdeckt wird, fand man in einer Höhle in Winters Glen in den Petermann-Ranges auch seine Tagebücher und die Proben. Aus den Tagebüchern geht hervor, das Lasseter während er schon auf dem Rückweg zum Lake Christopher war, seine Reittiere verlor und ohne Wasser dastand. Er hatte jedoch Glück und fand zeitweilig Zuflucht bei einem Eingeborenenstamm. Dann erkrankte er jedoch an Sandblindheit und die Eingeborenen überließen ihn seinem Schicksal. Kurz darauf starb Lasseter. Auch eine neue Expedition im Jahr 1967 konnte Lasseters Goldriff nicht finden. Es ist bis heute nicht gefunden worden.

Anmerkung des Autors: Lasseter hat nach eigenen Angaben, im australischen Outback ein großes Goldvorkommen an der Grenze von Northern Territory und Western Australia entdeckt. Manche Forscher vertreten die Ansicht Lasseter hätte alles nur erfunden, jedoch seine Beharrlichkeit das Goldriff wiederzufinden, seine Aufzeichnungen und die gefundenen Proben, lassen auch den Schluss zu, dass es tatsächlich existiert. Die beschriebenen Örtlichkeiten gibt es noch heute. Eine ergiebige Goldmine kann mehrere Tonnen Gold im Jahr abwerfen. Lasseters Goldenes Riff könnte also unter heutigen Bedingungen bei effektiver Schürftechnik einen jährlichen Gewinn im dreistelligen Millionenbereich erwirtschaften. Geologische Untersuchungen des Gebietes, in dem Lasseter das Goldvorkommen suchte, ergaben, dass dort kein Gold vorkommen kann. Aber vielleicht existiert die Goldader doch irgendwo im Outback.


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