Der Nibelungenhort zählt zu den berühmtesten Schätzen der Welt. Im Nibelungenlied wird mit dem lapidaren Satz "Zwölf Leiterwagen fuhren vier Tage lang dreimal hin- und her, um den Goldschatz fortzuschaffen" dieser gewaltige Schatz beschrieben. Der Schatz wurde angeblich von Hagen, einem Gefolgsmann des burgundischen Königs Gunther im Rhein versenkt.
Die Suche nach dem verschollenen „Gold“ beschäftigt Schatzsucher seit Jahrhunderten. Durch private Recherchen konnten bisher mehrere Orte ausfindig gemacht werden, auf die die berühmte Strophe „er sancte in da ze Loche allen in den Rin“ passen soll, der Schatz wurde aber bisher nicht gefunden. Die einzige logische und systematische Vorgehensweise bei der Suche nach dem verschollenen Nibelungenschatz, ist die, alle Theorien, bekannten Fakten und Daten, Schilderungen und Berichte gegeneinander abzuwägen. Zu der Zeit, als der Schatz verborgen wurde, gab es keine andere Möglichkeit der Wiederfindung, als die genaue Kenntnis der Lage. Somit genügte es, den Schatz durch einfaches Verbergen (vergraben oder versenken) dem allgemeinen Zugriff zu entziehen. Nur mit dem nötigen Wissen um die Umstände und der exakten Kenntnis der Örtlichkeit war dann ein Auffinden möglich. Wer sich heute mit dem Nibelungenlied und dem Nibelungenschatz befasst, muss parallel zum Lied auch historische, geografische und archäologische Quellen zu Hilfe ziehen. Primäre Quelle für diese Recherche ist die Nibelungenhandschrift in der Fassung B, nach dem mittelhochdeutschen Text von Karl Bartsch. Die Entstehungsgeschichte des Nibelungenliedes wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Folgende Theorie wird dabei favorisiert: Im 5./6. Jh. entstanden zwei voneinander getrennte Lieder, die die beiden Hauptsagenkreise beinhalten: ‚Das fränkische Brünhildlied‘ (erzählt die Geschichte Siegfrieds) und "das fränkische Burgunden Lied“ (erzählt vom Untergang der Burgunder). Gegen Ende des 12. Jahrhunderts erhielt das inhaltlich auf diesen älteren mündlichen Traditionen beruhende ‚Nibelungenlied‘ Schriftgestalt. Wenn man die Geschichte vom Untergang der Burgunder als konstitutiv für das Nibelungenlied betrachtet, dann wird dieses wahrscheinlich nicht allzu lange nach der Vernichtung des rheinischen Burgunderreichs entstanden sein, vermutlich im Umkreis der Überlebenden im neuen Burgunderreich an der Rhone. Ein ‚Original‘ ist leider nicht erhalten, bzw. wurde bisher nicht gefunden. Der Autor des ‚Nibelungenliedes‘ ist nicht bekannt, es wird aber davon ausgegangen, dass es sich bei dem Epos um die geschlossene Dichtung eines einzigen Dichters handelt. Der Text des Nibelungenliedes ist der Nachwelt in 34 teils vollständigen, teils fragmentarischen deutschen Handschriften, sowie einer niederländischen Umarbeitung erhalten geblieben. Es existieren 11 vollständige und 23 fragmentarische Handschriften. Die meisten davon wurden im deutschen Sprachgebiet der Schweiz, Vorarlberg und Tirol gefunden. Die drei ältesten, vollständigen Handschriften bezeichnete der Nibelungenforscher Karl Lachmann mit den Großbuchstaben A, B, C.
Wenn auch die Forschung sich bisher nicht dazu bereit erklärt hat, das Nibelungenlied als wahrheitsgemäße Überlieferung anzuerkennen, so lassen sich doch die im Lied geschilderten Ereignisse und Orte ins 5. Jahrhundert einordnen, womit eine Brücke geschlagen werden kann, zum Volk der Burgunder, die mit ziemlicher Sicherheit um 413 n. Chr. in Worms siedelten. Im Nibelungenlied gehörte der Schatz (Hort) dem Volk der Nibelungen und war in einem Berg verborgen. Siegfried bemächtigt sich des Schatzes. Nach Siegfrieds Tod lässt Chriemhild den Schatz nach Worms bringen, wo sie ihn mit vollen Händen verteilt und dazu nutzt, um fremde Ritter zu verpflichten, so Strophe B∗ 1128: „An die Armen und die Mächtigen verteilte sie nun ihr Gut“. Der Schatz wurde damit zu einer tödlichen Gefahr für die Burgunden. Um das Reich zu schützen, bemächtigt sich Hagen des Schatzes und versenkt ihn im Rhein. Der Schatz ist bis heute verschollen.
Eine Suche kann dennoch erfolgreich sein. Im Nibelungenlied gibt es mehrere Hinweise, die vielleicht weiterhelfen können. So heißt es in Strophe B∗1137: "Er hoffte, sie könnten ihn eines Tages wieder nutzen". D. h. der Schatz sollte wiederbringlich verborgen werden. In der Handschrift B gibt es noch einen weiteren Hinweis darauf, dass der Schatz wiederbringlich verborgen wurde. In Strophe B∗2368 sagt Hagen: „Wahrhaftig ich habe geschworen, dass ich den Hort nicht zeige, solange einer meiner Herren am Leben ist: solange werde ich ihn niemandem geben“. Das ergibt nur Sinn, wenn der Schatz für Hagen noch verfügbar war. In Strophe B∗1122 heißt es: "Nun sollt ihr über den Schatz Wunderdinge berichten hören: Er enthielt, was zwölf riesige Wagen in vier Tagen und Nächten im günstigsten Fall aus dem Berg herausschaffen konnten, und dabei musste jeder von ihnen an einem Tag dreimal hin- und herfahren". Diese Hinweise, die das Nibelungenlied selbst gibt, sind deutliche Indizien dafür, dass der Schatz mit nicht allzu großem Aufwand versteckt wurde. Erstens handelte es sich um große Mengen schweren Metalls, bei dem der Transport größere logistische Probleme aufwarf; zweitens sollte das Versteck ja kein dauerhaftes Depot darstellen, sondern nur vorübergehend die Schätze aufnehmen; drittens wollte man schnell und ohne allzu große Mühen wieder drankommen; viertens sollte das Versteck absolut sicher sein. Um den Nibelungenschatz ausfindig zu machen, muss man die im Nibelungenlied genannten Orte zunächst anhand aktueller topografischer und geografischer Merkmale (Geländeformen, Flussverläufe, Siedlungsstrukturen) eingrenzen. Die umstrittenste Strophe im Nibelungenlied ist die, in der der Ort, an dem der Schatz von Hagen versenkt wurde, beschrieben wird. Hier gibt es je nach Version des Nibelungenliedes verschiedene Formulierungen. Die verschiedenen Interpretationen dieser Strophe stammen von den jeweiligen Übersetzern, die die Texte aus dem Mittelhochdeutschen übertragen haben. Im Urtext der Handschrift B heißt es: "Er sancte in da ze Loche allen in den Rin". Im Mittelhochdeutsch des 13. Jahrhunderts wurden nach der damaligen Schreibweise nur Eigennamen großgeschrieben. („Dâ zen Burgonden“ B∗5) und „ze Wormez bi dem Rîne“ (B∗6) übersetzt „in Burgund, in Worms am Rhein“, sind beides Eigennamen und konkrete Ortsangaben im Nibelungenlied. Wahrscheinlich ist also auch „dâ ze Lôche“ (B∗1137) eine Ortsangabe: übersetzt: bei einem Ort Lôch in den Rhein. In den Handschriften A und C wird von der Versenkung "da ze loche" gesprochen. Doch nur in der Handschrift B wird Loche großgeschrieben. Die Übersetzung der entsprechenden Strophe aus der Handschrift B lautet: "Er senkte in da zu Lochheim allen in den Rhein".
Wo aber lag Lochheim am Rhein? Es gab eine Wüstung dieses Namens am nordwestlichen Rand der Gemeinde Sandhausen im Norden Baden-Württembergs. Sie lag südlich des Leimbachs und nördlich der großen Sanddünenfelder auf einem flachen Sandrücken am Südrand des Neckarschwemmkegels in der Neckar-Rhein-Ebene. Vielleicht hat der unbekannte Verfasser der Nibelungenhandschrift dieses Lochheim gemeint.