Nazischatz im Stolpsee

Der Stolpsee ist der größte See im Naturpark Uckermärkische Seen. Der 3,71 km² große See liegt zwischen Fürstenberg/Havel und Himmelpfort.  Der kleine Ort am Nordostufer des Sees wurde am Beginn des 14. Jahrhunderts für die Konventsgebäude des Zisterzienserklosters Himmelpfort angelegt.Während des Zweiten Weltkrieges waren in Himmelpfort Einheiten der Luftwaffe und lettischer SS-Verbände stationiert. Angeblich hat auf Befehl des Reichsmarschalls und führenden Nationalsozialisten Hermann Görings kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs ein SS-Kommando 18 Kisten mit 350 kg Gold und 100 kg Platin durch KZ- Häftlinge im Stolpsee versenken lassen. Das Gold soll ein Teil des von Hermann Göring in den Kriegsjahren geraubten Goldes gewesen sein. Ein ehemaliger Luftwaffen-Adjutant aus der Umgebung Görings will die Versenkungsaktion im März 1945 beobachtet haben und gab folgendes offiziell zu Protokoll: Eine SS-Einheit mit Lkw sei an das Ufer des Stolpsees gefahren und eine Gruppe von 20 bis 30 Männern in Sträflingskleidung habe schwere Kisten auf Schlauchboote verladen und im See versenkt. Die Häftlinge sollen anschließend erschossen worden sein. In unmittelbarer Nähe zum Stolpsee lag das Konzentrationslager Ravensbrück. Das spricht dafür, dass die Häftlinge aus dem Konzentrationslager stammten. Vom Konzentrationslager aus führt die Himmelpforter Landstraße direkt am Nordostufer des Sees vorbei nach Himmelpfort. Von der Straße aus gibt es sogar eine direkte Zufahrt zum Seeufer.

Auch mehrere ältere Anwohner berichten von den vermeintlichen Schüssen im Jahr 1945 am Stolpsee. Der ehemalige Pfarrer und Ortschronist von Himmelpfort Erich Köhler bestätigt, dass ihm wieder und wieder Mitglieder seiner Gemeinde von jener Nacht berichtet haben. Es existiert auch eine echte Schatzkarte. Die Schatzkarte war im Besitz des Sternredakteurs Gerd Heidemann. Heidemann veröffentlichte 1983 die sogenannten „Hitler-Tagebücher“. Diese erwiesen sich allerdings als Fälschung, was nicht unbedingt zu seiner Glaubwürdigkeit beitrug. Nach eigenen Angaben erhielt Heidemann die Schatzkarte im Jahr 1981 von einem ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS namens Medard Klapper. Der jetzt 80-Jährige hatte nach dem Krieg lange in Venezuela  gewohnt und war nun völlig verarmt nach Deutschland zurückgekehrt. Klapper berichtete, dass ein Mann zu ihm gekommen sei, der sich als ehemaliger SS-Offizier Görings ausgab. Dieser übergab ihm eine Karte, auf der ein grob skizzierter See zu sehen war – mit den Umrissen des Stolpsees. Am unteren Rand war ein Gebäude eingezeichnet, das in einem Wald stand und links davon waren zwei Baumstümpfe zu sehen. Das Gebäude wurde als Forsthaus identifiziert, das bis 1943 Göring gehörte und dann von einem Oberstleutnant der Luftwaffe aus Hamburg übernommen wurde. In einem der Baumstümpfe neben dem Forsthaus steckte ein überdimensional großer Nagel, von dem aus ein 85 Grad breiter Winkel zu bilden war, wobei ein Schenkel auf ein weiter im Norden liegendes weiteres Gebäude hinwies, das auf dem Dachfirst ein Kreuz trug und auf dem der Name Petrus geschrieben stand. Dann waren auf der Karte noch verschiedene Zahlen, Pfeile und eine Linie, die den See quert und eine Verbindung zieht zwischen dem Kreuz und dem Nagel im Baumstumpf.  Heidemann war jedenfalls im Besitz der Karte und auch von ihrer Echtheit überzeugt. Er schloss sogar mit dem Amt für den Rechtsschutz des Vermögens der DDR eine Vereinbarung, das er beim Auffinden verborgener Wertgegenstände an dem benannten Ort im Stolpsee einen 50-prozentiger Anteil an dem Goldfund erhalten solle.  Die DDR startete daraufhin unter dem Decknamen "Herbstwind" eine Suche nach dem angeblichen Nazi-Goldschatz. Angeblich hat Erich Mielke höchstpersönlich die Schatzsuche genehmigt. Für ihn hatte die Suche am Stolpsee oberste Priorität. Die Hauptabteilung IX/7 der Stasi recherchierte in Dutzenden Archivdokumenten, studierte Landkarten und Fotos, prüfte Unterlagen sämtlicher Dienststellen des NS-Regimes rund um Carinhall (Anwesen von Hermann Göring) und befragte alte Einwohner aus der Gegend. Das Anwesen Görings stand ca. 40 km entfernt vom Stolpsee. Tatsächlich stand bis kurz nach Kriegsende auch ein kleines Haus am nördlichen Seeufer, das ein Kreuz auf dem Dachfirst gehabt hatte. Der rostige Nagel wurde nicht gefunden und mit dem einen Anhaltspunkt konnte, man den Winkel nicht bilden. Der Stolpsee wurde aber abgesperrt und minutiös mit Metalldetektoren abgesucht. In dem See war nach Kriegsende aber so viel mit Metallteilen versetzter Trümmerschutt entsorgt worden, dass die Detektoren permanent anschlugen. Auch zahlreiche Tauchgänge brachten keinen Erfolg. Gefunden wurde nichts. Die Schatzkarte vom Stolpsee befindet sich heute im Aktenarchiv der Staatssicherheit und der Nazischatz ruht wohl noch im See.


Anmerkung des Autors: Sehr wahrscheinlich hat der Stasi am falschen Ort gesucht. Gesucht wurde nur auf einer schraffierten Fläche in einer Bucht, die das von Mielkes Tauchern abgesuchte Terrain markiert. "Die Stasi hat sich dabei am falschen Kreuz orientiert. Die glaubten, mit dem Haus am nördlichen Seeufer sei ein altes Brauhaus gemeint gewesen, auf dessen Dach sich tatsächlich einmal eine Art Kreuz befunden hatte. Wahrscheinlicher ist jedoch ein in Himmelpfort liegendes ehemaliges Zisterzienserkloster. Auch der auf der Karte geschriebene Name "Petrus" deutet darauf hin. Wieso sollte man den Namen Petrus überhaupt mit einem Brauhaus in Verbindung bringen. 


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