Da wir die Urfassung des Nibelungenliedes nicht kennen, wissen wir nicht, ob in dieser bereits Ortsangaben gemacht wurden. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich, da in der ältesten Quelle, im Waltharilied Orte genannt werden, die auch im Nibelungenlied eine Rolle spielen. In beiden Epen sind Hauptschauplätze der Königshof Worms, der Wasgenwald und der Hunnenhof. Insbesondere die Gebiete nördlich und südlich des Neckars und auch links des Rheins müssen im Nibelungenlied eine entscheidende Rolle gespielt haben, da Ortsnamen oder Gebiete aus dieser Gegend erwähnt werden. Der Verfasser des Nibelungenliedes ließ die Protagonisten an Schauplätzen agieren, die es wirklich gab, die er kannte und genau beschreiben konnte. Er benutzte ihm bekannte Namen, um die überlieferten Örtlichkeiten, mit geografischen Punkten aus seiner Zeit gleichzusetzen und ein klares Raumbild zu schaffen. Manche dieser Örtlichkeiten gibt es zum Teil heute noch, wie zum Beispiel Worms die alte Königsstadt, manche wurden erst in unserer Zeit wiederentdeckt. Der Hunnenhof, die sagenhafte Etzelburg des Nibelungenliedes war jahrhundertelang im Erdboden verschüttet, und wurde erst in unserem Jahrhundert von Archäologen bei Gran / Esztergom wiederentdeckt und ausgegraben. Die Orte, die im Nibelungenlied genannt werden, stammen zum Teil aus alter Zeit, sie gehören einer frühen Stufe der mündlichen Überlieferung an, möglicherweise der Zeit jener Geschehnisse selbst. Manche der überlieferten Örtlichkeiten konnten daher nur anhand ihrer geologischen oder topografischen Merkmale beschrieben werden, da es in jener Zeit noch keine Namen dafür gab. Dies zeigt das Beispiel Wasigenstein, eine Örtlichkeit, die im Nibelungenlied in der Handschrift B erwähnt wird. Hierbei handelt es sich um eine Felsformation von zwei voneinander durch einen Spalt getrennten, sehr steilen und schmalen Felsriffen an der pfälzisch-elsässischen Grenze im Wasgau (Vogesen). Der Name Wasigenstein ist nicht der ursprüngliche. Der Felsen wird in einer Urkunde von 788 Wassenstein genannt. Das kommt von gotisch hvass, scharf. Wassenstein heißt also Scharfenstein oder Scharfenfels. Im mittelhoch-deutschen wurde dann Wasigenstein daraus. Am Wasigenstein soll das Gefecht zwischen Walther und dem Frankenkönig Gunther stattgefunden haben, welches wesentlicher Bestandteil des Walthariliedes ist. Im Waltharilied selbst wird nur der Wasgenwald, nicht aber der Wasigenstein genannt. Als das Waltharielied verfasst wurde, gab es die Burg Wasigenstein noch nicht, daher findet sie im Waltharielied auch keine Erwähnung. Die Örtlichkeit wird aber zutreffend beschrieben. Der Dichter betont ausdrücklich, dass sich am Orte der Handlung eine enge Felsschlucht befand, und gerade diese Felsschlucht ist es, die dem Wasigenstein sein typisches Gepräge verleiht und mit keiner anderen Örtlichkeit in dieser Gegend vergleichbar ist. Nur in der Handschrift B des Nibelungenliedes wird der Wasigenstein (Wasgenstein) direkt erwähnt. In der Handschrift C fehlt diese Ortsbezeichnung. Die Entfernung von Worms zum Wasigenstein beträgt ca. 83 km Luftlinie. Diese weite Entfernung wird oft als Argument gegen einen Kampf am Wasigenstein verwendet. Waltharius soll von Worms kommend (der Stadt, bei der er am Abend den Rhein überschritt), noch vor Einbruch der Nacht den Kampfschauplatz erreicht haben. Das wäre nicht möglich. Ein Reiter kann an einem Tag aber gut 50 bis 55 km zurücklegen. Walter und Hiltegund werden für ihre Flucht sicher Pferde benutzt haben, denn den weiten Weg bis nach Aquitanien zu laufen wäre unsinnig gewesen und außerdem hätten sie die mitgenommenen Nahrungsmittel, Angeln und zwei Truhen, gefüllt mit Kostbarkeiten aus dem königlichen Schatz, nicht transportieren können. Da sie nach der Rheinüberquerung südlich von Worms aus noch eine Nacht und einen Tag unterwegs waren, hätten sie in dieser Zeit den Wasigenstein leicht erreichen können.
Obwohl Worms Hauptstadt der Burgunder war, und sich ihr unmittelbares Einflussgebiet wahrscheinlich bis hinunter nach Speyer erstreckte, fehlen in der Fassung C nähere Ortsbeschreibungen aus dieser Gegend. Die Hauptstadt Worms wird in allen Handschriften genannt. Nur in der Handschrift C werden obendrein die Orte Lorsch und Odenheim auf der rechten Rheinseite genannt. In der Handschrift B werden diese Orte nicht erwähnt, dafür wird aber außer Speyer noch ein weiterer Ort „Loche“ genannt. Da im Mittelhochdeutschen nur Eigennamen großgeschrieben wurden, muss es sich bei Loche um einen Ort handeln. An weiteren Örtlichkeiten sind in der Handschrift C der Odenwald und in der Handschrift B ein Wasgenwald genannt.
Worms: Im Nibelungenlied heißt die Hauptstadt der Burgunder Wormez oder Wornitze. Als die Römer 406 die Rheingrenze räumten, überschritten die Burgunder den Rhein und ließen sich zwischen Alzey und Worms nieder. Worms wurde 413 die Hauptstadt des neu gegründeten Reiches. Die Burgunder verstanden sich als Bundesgenossen der Römer, die ihnen vertraglich ihr Reichsgebiet zugesichert hatten. Dass die Burgunder in Worms siedelten, ist historisch und archäologisch belegt.
Lorsch: Die Abtei Lorsch wurde im Jahre 764 vom fränkischen Gaugraf Cancor und seiner Mutter Williswinda gegründet. Das Kloster wurde von Benediktinern des Klosters Gorze bei Metz besiedelt. In einer Urkunde aus dem Jahr 885 wurde die Abtei als "Lauressam" erwähnt, daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit der heutige Stadtname. Im Nibelungenlied wird die rechtsrheinische Anwesenheit der Burgunder bei Lorsch nur in der Handschrift C belegt. Anscheinend bestand eine Verbindung des Verfassers C zum Kloster Lorsch. In den Strophen, die er am Ende des 19. Abenteuers hinzugefügt hat, erzählt er von der Klostergründung, Güterstiftungen und auch von einem beabsichtigten Umzug Kriemhilds nach Lorsch. Siegfrieds Leichnam war bereits dorthin überführt worden. Auch Königin Ute lebte bei Lorsch in einem Siedelhof und wird später dort begraben. Die Anwesenheit der Römer in dieser Gegend wird durch archäologische Funde wahrscheinlich. Im Kloster Lorsch wurden 1998 Fundamente und Grundmauern entdeckt, die möglicherweise noch aus der Römerzeit stammen. Ute die Mutter Kriemhilds, unterstützte das Kloster Lorsch und baute sich in der Nähe einen Witwensitz, indem sie wohnte und später auch bestattet wurde. (C*1167): Da stand für Frau Ute ein Siedelhof bereit zu Lorsch bei dem Kloster. Bei Ausgrabungen beim Kloster Hagen ze Lorse südlich von Lorsch, wurden neben einer frühromanischen Kirche und einer römischen Villa auch der erwähnte Siedelhof gefunden. In Lorsch wurden außerdem 2 Sarkophage ausgegraben. Einer davon misst 2,40 Meter in der Länge. In der Handschrift C wird Siegfried zu Lorsch bei dem Münster in einem langen Sarg begraben. (C∗1170): zu Lorsch bei dem Münster ward er bestattet gut, wo der kühne Recke in einem langen Sarge ruht. In der Handschrift C wird die Größe Siegfrieds hervorgehoben: (C∗480): Siegfried war ja tapfer, dazu stark und lang. Auch in der Handschrift B wird die Größe Siegfrieds betont. (C∗977): In jeder Hinsicht überragte Siegfried alle anderen Männer. Nochmals in der Handschrift B: (B∗464): Siegfried war tapfer, kräftig gebaut und hochgewachsen. Lorsch wo Siegfried angeblich begraben wurde, findet jedoch keine Erwähnung in der Handschrift B. Als römische Gründung eine der ältesten Städte Deutschlands, hieß sie Noviomagus oder Civitas Nemetum (Hauptstadt der germanischen Nemeter). Als Ausgangspunkt für die rechtsrheinischen Eroberungen errichteten römische Soldaten um das Jahr 10 v. Chr. hier ein Lager für eine 500 Mann starke Infanteriegruppe. Um 260 drängen die Alamannen über den Rhein vor, um 275 ist Speyer nahezu vollständig zerstört, doch schon im 4. Jahrhundert hat sich die Siedlung wieder erholt und wird erneut Standort einer römischen Garnison. Im Jahre 346 wird Speyer erstmals als Bischofssitz bezeugt. Die Beziehung der Burgunder zu Speyer wird in der Handschrift B und C belegt. In der Strophe (B∗1508) sagt der Bischof von Speyer zu der schönen Ute: Unsere Freunde wollen auf das Fest ziehen. Gott möge ihre Ehre dort beschützen. In der Strophe (C∗1547) sagt ein alter Bischof aus Speyer zur Königin Ute: Unsere Freunde wollen fahren hin zu dem Feste. Gott möge ihre Ehre bewahren.
Die Etzelburg: Der Hof des Hunnenkönigs. Sie wurde erst in unserem Jahrhundert von Archäologen bei Gran / Esztergom wiederentdeckt. Der spätere Zug eines burgundischen Heeres nach Ungarn, wo in der Etzelburg schwere Kämpfe stattfanden und schließlich die burgundischen Ritter alle umkamen, dürfte der Dichtung zugewiesen werden. Tatsache aber ist, dass König Gunther und sein recht großes Heer 436 n. Chr. von den Hunnen bis auf den letzten Mann niedergemacht wurde. Der Hunnenkönig Attila (Etzel) war wohl nicht dabei gewesen, wird aber den Befehl erteilt haben. So ist es wahr, dass die gesamte Armee vernichtet wurde, aber an einem anderen Ort.
Spehtsharte: Im Nibelungenlied wird der Name „Spehtsharte“ sowohl in der Handschrift C als auch in der Handschrift B erwähnt. (B∗967): Da sprach Hagen von Tronje: Teurer Fürst, ich hatte gemeint, die Jagd sollte heute im Spessart stattfinden. Die Ortsangabe Spehtsharte wurde vom Staatsrat Dr. Johann Friedrich Knapp aus Darmstadt in seinen Nibelungenforschungen als Spessarts Kopf gedeutet. Der Spessartskopf ist ein 547 Meter hoher Berg im Odenwald. Er liegt in der Nähe der Gemeinde Grasellenbach im Kreis Bergstraße. An seinem Fuß liegt ein Siegfriedbrunnen. Das ist einer der Orte im Odenwald, an denen Siegfried von Hagen von Tronje ermordet worden sein soll. Die Deutung „Spehtsharte“ als der Spessarts Kopf im Odenwald ist aber problematisch. Wenn die Siegfriedsquelle am Fuß des Spessarts Kopfes lag, so wäre der Wein, den Hagen nach dort verbringen ließ, allenfalls ca. 1000 Meter von der Jagdgesellschaft entfernt gewesen. Hagen hätte dann kaum verkündet, er habe den Wein versehentlich „fern in den Spehtsharte gesandt, weshalb es heute nichts zu trinken“ gebe. Statt zur Quelle hätten die Jäger gleich zur Lagerstelle des Weines laufen können. Außerdem lautet die Übersetzung von "da zem Spehtsharte": im Spehtsharte, nicht beim, am oder auf dem Spehtsharte. Wäre ein Berg gemeint gewesen, wäre die Wortwahl "im" grammatikalisch falsch gewesen. Der Name Spehtsharte wird auch in einem Gedicht des bayerischen oder österreichischen Autors Wernher der Gartenaere aus dem Jahr 1280 erwähnt: „reht als si wären das geflogen uz dem Spehtsharte“, was übersetzt bedeutet: „grade so, als wären sie dahergeflogen aus dem Spessart“. Der Spessart liegt rechtsrheinisch, was als Argument dafür herangezogen wird, dass die Jagd auch rechtsrheinisch stattgefunden hat, da die Jagdgesellschaft ja angabegemäß über den Rhein setzen musste. So (B∗927): Viele beladene Pferde brachte man vor ihnen über den Rhein. Diese Schlussfolgerung ist nicht zwingend. Der Mord an Siegfried war sorgfältig geplant. Die Gegend, in der die Jagd stattfand und die Quelle, an der Siegfried ermordet wurde, war Teil des Plans und muss dem Mörder bestens bekannt gewesen sein. Daher war die Erwähnung des Spessarts ein inszeniertes Täuschungsmanöver Hagens, denn der Spessart liegt viel zu weit ab von Worms (ca. 100 km), als dass Hagen bewusst ein solcher Irrtum unterlaufen konnte. Um dieses Täuschungsmanöver glaubhaft zu machen, hat Hagen nur den Begleittross in Richtung Spessart geschickt, wozu dieser selbstverständlich den Rhein überqueren musste, wie es im Nibelungenlied auch beschrieben wird. So (B∗967): Teurer Fürst, ich hatte gemeint, die Jagd sollte heute im Spessart stattfinden. Dorthin habe ich den Wein geschickt. Das bedeutet aber nicht, dass auch die Jagdgesellschaft Richtung Spessart aufgebrochen ist. Der Dichter des Nibelungenliedes wollte mit den Worten „geladen vil der rosse kom vor in über Rin“ wahrscheinlich nur eine zeitliche Angabe machen. Der Begleittross war bereits vor der Jagdgesellschaft aufgebrochen. Wäre die Jagdgesellschaft in die gleiche Richtung geritten, hätte sie den Begleittross leicht einholen können. Das hätte den ganzen Mordplan verdorben, denn der Wein wäre ja dann verfügbar gewesen und Siegfried hätte keinen Grund gehabt zu einer Quelle zu laufen.
Wasgenwald: Nur in der Handschrift B ist die Rede vom Wasgenwald. In diesem Wald hat dem Nibelungenlied nach die Jagd stattgefunden. In diesem Wald soll auch Siegfried getötet worden sein. In der Handschrift C wird der Wasgenwald mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen erwähnt der Verfasser den Odenwald. Etwa 4 Kilometer rheinabwärts von Worms auf der rechten Rheinseite mündet das Flüßchen Weschnitz in den Rhein. Dieses Flüsschen hatte in früheren Zeiten Waschnitz, bzw. Wasche geheißen. Die älteste Überlieferung lautet Weschense, d.h. Weschenz. Das gesamte Hinterland, das in früherer Zeit sicher durch undurchdringlichen Wald überwuchert war, wurde als Waschenwald bezeichnet. Er erstreckte sich über das gesamte Hinterland bis nach Gras-Ellenbach und gehörte zum Odenwald. Die ganze Weschnitzniederung vom Austritt des Flüsschens aus dem Gebirge bis zu seiner Mündung in den Rhein, heute ein weites, üppiges Wiesental, ist im Mittelalter zum größten Teil Waschenwald gewesen. Waschen- oder Wasenwald wurden auch später noch die zwischen Lorsch und Heppenheim liegenden, aus Sumpf und Wiesen bestehenden Niederungen genannt. Hier gibt es noch heute ähnliche Flurnamen. Das Waldgebiet entlang der Weschnitz als Jagdgebiet identifizieren zu wollen, ist aber problematisch, weil hier die Berge fehlen, von denen sowohl die Handschrift (C∗985): Er wollte in die Berge zu dem Brunnen gehen, als auch die Handschrift (B∗970): denn er wünschte zur Quelle zu eilen, die am Fuße eines Berges entsprang, sprechen. Von einer Quelle ist auch nichts bekannt. Um Siegfried ohne Zeugen ermorden zu können, musste er zunächst von den übrigen Jagdteilnehmern getrennt werden. Die Quelle an der Siegfried ermordet wurde war Hagen bekannt. Hagen war ja derjenige, der einen Wettlauf zur Quelle vorschlug. (B∗969): Da sagte Hagen von Tronje: Edle, kühne Ritter, ich kenne hier in der Nähe einen kühlen Brunnen. Hätten die Burgunder in der Weschnitzniederung gejagd, so hätte Siegfried seinen Durst ohne Probleme in der nahe gelegenen Weschnitz stillen können. Hagens Plan Siegfried an eine Quelle zu locken wäre gescheitert. Auch der Rhein war nicht allzu weit entfernt. In Strophe (B∗968) sagt Siegfried: Man hätte mir sieben Saumtiere voll Met und Würztrank herbringen sollen. Wenn schon das nicht möglich war, hätte man uns wenigstens mit unserem Lager näher an den Rhein legen sollen. Mit dem Wasgenwald ( auch Wasgauen, oder Wasigenwald) kann auch der nördlich ans Elsass und die Vogesen grenzende Teil des Pfälzer Waldes gemeint sein. Die heutige deutsche Bezeichnung Wasgau und die Vogesen haben denselben sprachlichen Ursprung, den zunächst keltischen Berg- und Waldgott Vosegus, der bei den Römern zum lateinischen Vosegus mons (Berg Vosegus) bzw. Silva Vosegus (Wald Vosegus) wurde. Dieser Name wurde im Französischen zu Vosges, im mittelhochdeutschen zu Wasigen(wald). Der elsässische Gebirgsteil heißt heute Vogesen, der pfälzische Wasgau. Während der Zeit von 1871 bis 1919, als das Elsass und Teile Lothringen wieder zu Deutschland gehörten, wurden die Vogesen meist mit „Wasgenwald“ bezeichnet. Dieses Waldgebiet war sowohl König Gunther als auch Hagen bestens bekannt. Beide hatten ja hier am Wasigenstein Walther von Aquitanien gestellt und bei dem darauffolgenden Kampf schwere Verletzungen davongetragen.
Wenn Hagen den Spessart, der ca. 100 km von Worms entfernt ist, als Entschuldigung für den fehlgeleiteten Wein aufführt, so (B∗967): Teurer Fürst, ich hatte gemeint, die Jagd sollte heute im Spessart stattfinden, dann ist auch vorstellbar, dass die Jagd im ca. 80 km entfernten Wasgenwald stattgefunden hat. Hagen hätte nicht den Spessart erwähnt, wenn Jagden, so weit weg von Worms, völlig unüblich oder unglaubwürdig gewesen wären.
Der Ort der Quelle, an der Siegfried ermordet wird, ist in der Handschrift B nicht genannt. Nur in der Handschrift C wird dieser Ort näher beschrieben: Die Quelle liegt im Dorf Odenheim am Fuß des Odenwaldes. (C∗1019): vor dem Odenwalde ein Dorf liegt, Odenhein. Dort fließt noch die Quelle, daran kann kein Zweifel sein. Mit Odenheim meinte der Verfasser wahrscheinlich einen Ort im Kraichgau etwa 25 Km südlich von Heidelberg an der Grenze zum Odenwald. Das Gebiet wird auch kleiner Odenwald genannt. Wenige Kilometer vom Ort entfernt entspringt eine Quelle. In Odenheim stand seit 1122 ein kluniazensisches Kloster, Ordensnachbar eines anderen Klosters, Hagen ze Lorse, einen Reitertag (50-55 km) von diesem entfernt. Das Kloster Hagen ze Lorse lag ein paar km südlich vom Kloster Lorsch auf der Grenze zwischen dem Lorscher Gebiet und dem Lobdengau. Das Kloster bei Odenheim wurde 1130 von kluniazensischen Mönchen erbaut, die sich mit Lorsch entzweit hatten. Der Wormser Bischof Burghard II (1120 bis 1149) weihte das Kloster 1140. Das Kloster wurde mit Gütern begabt, die früher zu Lorsch gehört hatten. Kein anderes Dorf hat im 9. Jahrhundert so viele Stiftungen nach Lorsch vergeben wie Odenheim. Der unbekannte Verfasser der Handschrift C muss mehrfach in Lorsch gewesen sein. Dabei führte sein Weg wahrscheinlich auch über die Abtei Odenheim, die eine Tagesreise von Lorsch entfernt lag. In Odenheim war der Verfasser sicherlich Gast des Abtes. Während seines Aufenthaltes lernte er dann die Quelle in der Nähe der Abtei kennen. Um seinen Gastgeber zu ehren und ihm seinen Dank zu bezeigen, fügte der Verfasser die Verse von Otenhaim als Schlußstrophe in die 16. Aventiure ein.