Die Burgunder

In der Nibelungensage sind „Nibelungen“ und „Burgunden“ ein und dasselbe Volk. Um die Unterschiede zu verdeutlichen, wird aber nur das Volk der Nibelungensage als Burgunden das historische Volk hingegen als Burgunder bezeichnet. Die Geschichte des Burgundervolkes, welches mit ziemlicher Sicherheit um 413 in Worms siedelte, wurde im Nibelungenlied schriftlich festgehalten. Die Burgunder waren ein Volksstamm der Germanen und kamen ursprünglich aus Skandinavien. Die Insel Bornholm, die noch im Mittelalter ihren Namen führt, Burgundarholm, war Sprungbrett auf die festländischen Wohnsitze der Burgunder. Dass die Wanderung über See vor sich gegangen sein muss, zeigen Bodenfunde mit aller Deutlichkeit. Sie fehlen vollkommen im westlichen Norddeutschland, erscheinen jedoch gerade zu der angegebenen Zeit an der östlichen Ostseeküste, am stärksten im Gebiet zwischen Oder und Weichsel. Dies bestätigt auch eine vom griechischen Geograf Ptolemäus (* um 100 - † nach 160) überlieferte historische Information über die ursprünglichen Siedlungsgebiete der Burgunder auf dem Festland. Danach siedelten sie anfänglich zwischen mittlerer Oder und Weichsel, eine Splittergruppe auch in Ostpreusen und im westlichen Brandenburg. Der griechische Historiker Zosimos (* um 500) erwähnt kleinere Burgundergruppen, namentlich die Urugunden, die als Ostburgunder identifiziert werden. Dies ist jedoch umstritten. Zosimos berichtet über eine Beteiligung der Ostburgunder an Raubzügen gegen die Römer im Jahr 256/257 n. Chr. Um 280 lassen sich die Burgunder im Rhein-Main-Gebiet nieder. Dies machte sie zu den östlichen oder nördlichen Nachbarn der Alemannen.

Die Siedlungsgebiete der Burgunder am Main im 4. Jahrhundert n. Chr. konnten trotz intensiver Forschung bisher nicht genau lokalisiert werden. Entsprechende eindeutig den Burgundern zuzurechnende archäologische Funde gibt es nicht. Nach den historischen Quellen waren sie um 360 jedenfalls bis in die Nähe des Rheins vorgedrungen. Zu Beginn des 5. Jahrhunderts hatten sie dann den Rhein überschritten und sich auf beiden Seiten des Flusses mit Billigung der Römer einen Herrschaftsbereich gesichert, dessen Zentrum Worms war. Mit dem Kraichgau öffnete sich zwischen Odenwald und Schwarzwald der einzige Durchlass zum Rhein. Von hier aus erfolgten auch ständige Überfälle der Alemannen. Zwischen den Burgundern und den Alemannen bestand eine schon aus früheren Zeiten erwachsene Stammesfeindschaft, weil ersteren durch die Alemannen, der Weg nach Gallien versperrt wurde. In den Jahren 278 – 286 unternahmen die Burgunder einige Vorstöße ins Dekumatland. Im Jahr 370 reichte das burgundische Gebiet vermutlich bis mindestens Schwäbisch Hall, denn dort liegen die Salzquellen, wegen deren die Burgunder mit den Alemannen möglicherweise im Streit lagen.

Die Römer machten sich diesen Umstand zunutze und bedienten sich mehrfach der Burgunder bei militärischen Operationen gegen die Alemannen. Der römische Kaiser Flavius Honorius zog die Burgunder 413 in den verteidigungsunfähigen Vangionengau (die Römer waren ja abgezogen) und vertraute ihnen den Schutz dieses politisch und strategisch außergewöhnlich wichtigen Schlüssellandes an. Der römische Verwaltungsbezirk um Worms wurde von den Römern 'Civitas Vangionum' nach dem dort früher ansässigen germanischen Stamm der Vangionen genannt. Aus der Bezeichnung Vangionengau entstand dann später das heutige Wonnengau. Als damalige Bündnispartner Roms wurden die Burgunder mit der Sicherung der römischen Rheingrenze betraut. Sie besetzten das linke Rheinufer von Worms bis Speyer. Worms wurde ihre Hauptstadt, bezeugt im Nibelungenlied in der Strophe B*6: "Ze Wormez bi dem Rine si wonten mi ir kraft". Burgundische Versuche im Jahr 435, ihren Machtbereich in die westlich gelegene Provinz Belgica auszudehnen, veranlasste die Römer im Jahr 436 zu militärischen Gegenmaßnahmen. Im Jahr 437 wurden die Burgunder vom weströmischen Heerführer Aetius mithilfe hunnischer Truppen vernichtend geschlagen und mussten sich in die Germania I zurückziehen. Im 5. Jahrhundert notierte der spanische Chronist Hydiatus in der Chronica Gallica: "435/436 rebellierten die Burgunden gegen die Römer und belagerten Narvona. Im Jahr 437 wurden sie vom weströmischen Heerführer Aetius mithilfe hunnischer Truppen vernichtend geschlagen". In dieser Schlacht verlor ein großer Teil des burgundischen Volkes das Leben, darunter sein König Gundahar und dessen Sippe. In einer anderen zeitgenössischen Quelle der lateinisch-christlichen Geschichtsschreibung der 1. Hälfte des 5. Jahrhunderts wird ein Name genannt, von dem Gunther abgeleitet sein könnte: "Zur gleichen Zeit schlug Aetius den Gundicarius, den König der Burgunden, der in Gallien wohnte, und gewährte ihm auf seine Bitte Frieden, der jedoch nicht lange anhielt". Die historiografisch genannte Zahl von 20.000 Gefallenen zeugt, auch wenn sie nicht wörtlich zu nehmen ist, von dem Ausmaß der Niederlage (universa paenegens cum rege per Aetium deleta = fast der ganze Stamm mit dem König wurde von Aetius vernichtet).


Lex Burgundionum


Der als Liber constitutionum bezeichnete Text der Lex Burgundionum sammelt Konstitutionen der burgundischen Könige Gundobad (gest. 516) und Sigismund (gest. 524). Sigismund veröffentlichte die Kodifikation im Jahr 517 in seiner Hauptresidenz Lyon. Spätere Novellen wurden noch von ihm selbst sowie von seinem Nachfolger Godomar hinzugefügt. Seit dem 9. Jahrhundert wird mit dem Titel Lex Gundobada auf die Kodifikation Bezug genommen.


Könige der Burgunder


  • Gebicca / Gibica (nicht sicher belegter König der Burgunden, spätes 4. Jahrhundert - um 407). Sein Name wird in den Lex Burgundionum genannt, aber auch im Atlilied und (als Gjúki) in der Völsunga-Saga. Der im Waltharius auftretende Gibbich, König der Franci Nebulones, wird mit ihm gleichgesetzt. In der Nibelungensage wird er Dankrat / Dankrad genannt.
  • Gunnar (oder auch Gundahar / Gunther), Godomar (oder auch Gundomar) und Giselher (oder auch Gislaharius) sind seine Söhne, die er gemeinsam mit seiner Gemahlin Ute hatte.
  •  Gundomar I. (ca. 407 - 411), Sohn von Gibica
  • Giselher / Gislaharius (ca. 407 - 411), Sohn von Gibica
  • Gunther / Gundaharius (ca. 407 - 436), Sohn von Gibica


Flavius ​​Aëtius siedelt die Burgunder in der Sapaudia (Savoyen) an der Rhone an.


  •  Gunderic / Gundioc (436–473)
  • Chilperic I , Bruder von Gundioc (443 - ca. 480)


Aufteilung des Königreichs unter den vier Söhnen Gundiocs:


  • Gundobad (473–516 in Lyon, König von ganz Burgund ab 480), ließ 516 das in seinem Land geltende Recht niederschreiben, die Lex Burgundionum
  •  Sigismund , Sohn von Gundobad (516–523)
  • Godomar oder Gundimar, Sohn von Gundobad
  • Chilperic II (473–493 König in Valence)
  • Gundomar / Godomar (473–486 König in Wien)
  • Godegisel (473–500, König in Wien und Genf)


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