Der verschollene Kronschatz des englischen Königs Johann ohne Land bestand aus Gold- und Silbergeschirr, Kerzenleuchter und seinen Kronjuwelen, einschließlich der Königskrone. Der Schatz ging vermutlich am 1216 bei der Überquerung des Wash verloren. Die Wash ist eine regelmäßig der Flut ausgesetzte breite Bucht (Ästuar) an der Ostküste Englands, die durch die Mündungen der Flüsse Witham, Welland, Nene und Great Ouse in die Nordsee gebildet wird. Das angrenzende Hinterland bildet heute eine Marschenlandschaft, The Fens (die Sümpfe) genannt. Das Gebiet wurde durch Trockenlegung im Laufe mehrerer Jahrhunderte für Besiedlung und die Landwirtschaft erschlossen. Zurzeit König Johanns war die Wash ein gefährliches nur schwer passierbares Schwemmland, das regelmäßig von den Gezeiten überflutet wurde. König Johann war der jüngste Sohn des englischen Königs Heinrich II. Nach dem Tod seines Bruders Richard Löwenherz wurde er 1199 englischer König. Er war aber letztendlich ein glückloser König. Drei große Konflikte kennzeichnen seine Regierungszeit (1199-1216): der Kampf mit Frankreich, wo er während seiner Regierungszeit die Normandie und weite Teile seiner Festlandsbesitzungen verlor (1204); der Konflikt mit der Kirche um die Investitur des Erzbischofs von Canterbury, an dessen Ende Johann England vom Papst zum Lehen nehmen musste (1213) und schließlich die Rebellion der englischen Barone, die 1215 mit einer erzwungenen Anerkennung der Magna Carta durch König Johann vorläufig endete. König Johann hatte die Angewohnheit ständig zwischen seinen zahlreichen Residenzen, die er in verschiedenen Städten unterhielt, hin und herzureisen. Während dieser Reisen begleitete ihn immer ein Tross, der auch den Kronschatz von einer zur anderen Residenz transportierte. Das war eine neuerliche Marotte von König John, der aufgrund der Nichtig Erklärung der Magna Carta und Exkommunizierung der Rebellen durch Papst Innozenz III, was zum offenen Bürgerkrieg in England führte, Angst hatte, der Kronschatz könnte in seiner Abwesenheit gestohlen werden. Im Oktober 1216 reiste der Tross von Kings Lynn in Richtung der Grafschaft von Lincolnshire. Die alte Hafenstadt Kings Lynn lag damals direkt am Ufer der Wash, heute jedoch ca. 8 Kilometer (ca. 5 Meilen) südlich der Wash, am Fluss Great Ouse. Hierzu musste das Wash genannte Mündungsgebiet der Flüsse Witham, Welland, Nene und Great Ouse durchquert werden.
Dieses Gebiet wird von zahlreichen sich ständig verlagernden Sandbänken (Treibsand) durchzogen. Am 12. Oktober durchquerte der Tross die Sandbänke auf dem Weg zum südwestlich gelegenen Wisbech. Die Legende besagt König Johann hatte sich vom Tross getrennt und war bereits mit einigen Begleitern über einen anderen Weg nach Wisbech vorgereist. Er wollte von dort weiter zur Burg Lincoln Castle in der Grafschaft Lincolnshire. Die Anwesenheit des Königs in Wisbech im Oktober ist jedenfalls belegt. In Wisbech wollte man sich wieder mit dem Tross vereinigen. Doch der Tross traf nicht ein. Es wird angenommen das er sich im Nebel verirrte, von der Furt abkam und dann von einer der regelmäßig auftretenden Flutwellen davongerissen wurde. Der genaue Ort und der Hergang des Unglücks sind bis heute unbekannt Tross und Kronschatz wurden jedenfalls nie wieder gesehen. Einige Tage später starb König Johann in Newark am Fieber.
Anmerkung des Autors: Einige Historiker vermuten das der Tross von Kings Lynn aus zunächst ein Dorf in der näheren Umgebung, entweder Cross Keys, Walpole oder Walsoken erreichen wollte und von hier einen der befestigten Dämme aus Lehm, die damals das Schwemmland durchquerten benutzen wollte. Egal welches Zwischenziel der Tross letztendlich hatte, er hätte auf jeden Fall den Wellstream, einen Gewässerstreifen, in den damals mehrere Flüsse einmündeten und der heute verschwunden ist, auf einem der Dämme überqueren müssen. Tatsächlich wurde unterhalb von Walpole ein solcher Damm gefunden, den der Wagentross auch benutzt haben könnte. Gesichert ist das aber nicht. Die Gegend hat sich in den letzten 800 Jahren durch Trockenlegungen und Küstenverschiebungen auch stark verschoben. Einige Städte (King's Lynn und auch Wisbech) die zu König Johanns Zeiten direkt am Meer lagen, liegen jetzt ein Stück weiter im Landesinnern. Das Gebiet, das im Jahre 1216 die Küste bildete, liegt heute viele Meilen weit im Inland. Geologische Untersuchungen in dem Gebiet haben ergeben, dass sich in etwa zwölf Meter Tiefe ein hartes Tonbett befindet. Es ist unwahrscheinlich, dass der Schatz in diesem harten Tonbett versinken konnte, sodass man davon ausgehen kann, der er im Treibsand zwischen dem Tonbett und dem jetzigen Ackerland einige Meilen südlich der Linie Cross Keys-Long Sutton liegt. Da außer dem vermuteten Lehmpfad in dem Gebiet alles übrige Erdreich aus Treibsand besteht, kann durch Messungen des spezifischen elektrischen Widerstandes der Verlauf des Lehmpfades lokalisiert werden, da sich dieser durch größere Festigkeit und Dichte vom Treibsand unterscheiden lässt. Nach im Jahr 1945 durchgeführten entsprechenden Messungen des spezifischen elektrischen Bodenwiderstandes mit einem Megger Resistivity Meter kann jedenfalls mit Sicherheit gesagt werden, dass zurzeit König Johns ein Übergang quer durch die Flussmündung existiert hat. Dieser Lehmpfad, der unterhalb der Felder von Walpole Island verläuft, wurde dann auch durch Bohrungen an zwei Stellen bestätigt. Die damalige Reiseroute liegt heute im Landesinneren. Wer den Schatz also suchen will, sollte zwischen Kings Lynn und Wisbech sein Glück versuchen. Hier scheint ein Erfolg am aussichtsreichsten zu sein. Doch sollte man sich beeilen, denn mit zunehmender Bebauung des Gebietes wird die Suche immer schwieriger. Der heutige Wert von König Johanns Schatz wird auf ca. zwei Millionen Pfund Sterling geschätzt. Allerdings haben sich Juristen in England bereits zu einem möglichen Schatzfund geäußert und erklärt, dass es sich bei den Schätzen von König John nicht um einen Schatzfund (treasure trove) im üblichen Sinne, sondern um verlorenes Eigentum (lost property) der englischen Königin handele, d. h. eine Fundsache, von der ein Finder nur den üblichen Finderlohn beanspruchen kann, sofern er nicht im Besitz einer Lizenz ist, die ihm einen größeren Anteil zusichert.
Eine andere interessante Theorie über den Verbleib des Schatzes ist die, das zumindest ein Teil des Schatzes von König Johann angeblich in den unterirdischen Gängen von Lezennes im Norden Frankreichs begraben ist. Die ehemaligen Kalksteinbrüche bilden ein kilometerlanges unregelmäßiges Labyrinth und sollen in Kriegszeiten den Einheimischen auch als Schutz gedient haben. Der Schatz soll ein Teil des Lösegelds für die Befreiung von Richard Löwenherz, der auf seiner Heimreise aus dem Kreuzzug in Österreich in Gefangenschaft geriet, gewesen sein. Es gibt Dutzende von Eingängen. Heute werden in einigen der Gänge Champignons gezüchtet. Die Erforschung der Gänge ist aber sehr gefährlich. Sie erstrecken sich teilweise rechts und links vom Haupteingang vier bis fünf Stunden weit im Umkreise und durchkreuzen sich teilweise. Die durch den weichen Kalksteinfelsen gehauenen Gänge sind durchschnittlich drei bis vier Ellen breit, ungefähr eben so hoch. Zuweilen sind sie so niedrig und schmal, dass nur eine Person hindurchpassieren kann.