Die Thidrekssaga ist uns in drei Pergament-Handschriften in alt westnordischer (altisländisch-altnorwegisch) Sprache und einer alt Schwedischen Fassung in zwei fast identischen Handschriften bekannt. Von den drei alt westnordischen Pergament-Handschriften gingen zwei verloren. Es existieren nur noch Abschriften. Die dritte der Pergament-Handschriften ist die älteste und wird in der Königlichen Bibliothek in Stockholm aufbewahrt. Sie dürfte in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts (am ehesten um 1280) aufgezeichnet worden sein. Die Stockholmer Membrane lässt die Hand von 5 verschiedenen Schreibern erkennen. Die Schreiber benutzten offenbar verschiedene Vorlagen. Das kann nur bedeuten, dass es in Deutschland verschiedene Versionen der einzelnen Sagen gab.
Um die Gestalt des Thidrek (Didrik, Dietrich) von Bern gruppiert sich eine größere Zahl ursprünglich vermutlich in andere Kontexte gehörende Heldensagen wie diejenige von Siegfried, die Nibelungensage, die Sage von Wieland dem Schmied und die Wilzensage, deren Protagonisten mittels Gefolgschaft oder Verwandtschaft mit Thidrek verknüpft werden. Die Thidrekssaga stellt als einzige mittelalterliche Quelle das gesamte Leben des Dietrich von Bern dar. Das erste schriftliche Zeugnis für das Vorhandsein von etwas, das man als Dietrichsage bezeichnen könnte, ist das althochdeutsche Hildebrandslied aus dem 4. Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts. Obwohl dieses Heldenlied nur eine Episode schildert, kann erkannt werden, dass sich die Fabel von Dietrichs Vertreibung aus seinem angestammten Reich und einem Leben im Exil am Königshof der Hunnen bereits herausgebildet hat. Die Urfassung des Nibelungenliedes aus dem 13. Jahrhundert, nicht zu verwechseln mit dem Original aus dem 5. oder 6. Jahrhundert, konnte wahrscheinlich eine Fassung der "Dietrichsage" (wahrscheinlich mündlich überliefert) als Quelle nutzen. Als Dietrich am Hofe Attilas lebte, wurde Siegfried im Niflungenland von Hagen ermordet. Siegfrieds Witwe Kriemhild wurde danach Attilas Gemahlin. Als König Gunther mit viel Gefolge seine Schwester bei König Attila besucht, kommt es zum Kampf zwischen Niflungen und Hunnen. Dietrich kann sich anfangs nicht entscheiden, kämpft aber schließlich aufseiten der Hunnen. Am Ende des Gemetzels sind alle Niflungen, etliche Hunnen und sämtliche Gefolgsleute Dietrichs tot.
Thidrekssage – Personenverzeichnis