Franz und Erich Sass waren zwei Berliner Einbrecher, die sich in den 20er-Jahren auf das Öffnen von Tresoren spezialisiert hatten. Hierzu verwendeten sie eine damals völlig neue Methode: das Öffnen von Banktresoren mit einem Schneidbrenner. Ihr größter Coup war der Einbruch in der Discontonbank am Wittenbergplatz am 27. Januar 1929. Sie gruben einen drei Meter langen Tunnel vom Keller des Nebenhauses bis in den Keller der Bank, zum Tresorraum. Dort öffneten sie gewaltsam 179 der insgesamt 181 vorhandenen Schließfächer und erbeuten Geld, Gold und Wertpapiere, das Richard Wagners Originalmanuskript von Tristan und Isolde, sowie ein Geschmeide des Sultans von Sansibar im damaligen Wert von 2,5 Millionen Reichsmark. Die Informationen über die geraubten Werte beruhen auf Angaben der Schließfachbesitzer. Diese Information beruht auf einem verlässlichen Augenzeugenbericht. Die Sass Brüder sollen die gesamte Beute aus dem Discontobankraub im Grunewald vergraben haben. Der Kriminalsekretär Max Fabich, der den Brüdern bereits seit Langem auf der Spur war, hatte einen der Brüder nach dem Einbruch in die Discontobank mit einem Spaten aus dem Grunewald kommen sehen. Dieser Augenzeugenbericht ist der einzige verlässliche Hinweis auf das mögliche Schatzversteck. Fabich ließ beide Brüder festnehmen, konnte ihnen aber nichts nachweisen. Zunächst als Volkshelden verehrt, endet ihre Geschichte tragisch. Die Brüder waren nach der Machtübernahme Hitlers 1933 nach Dänemark geflohen. In Kopenhagen konnten sie von der dänischen Polizei wegen mehrerer Einbrüche und Einbruchversuche überführt werden. Aufgrund der in ihrem Hotelzimmer gefundenen Beweise wurden sie zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. 1938 wurden sie an Deutschland ausgeliefert, dort erneut verhaftet und zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Im Jahr 1940 kam dann das unrühmliche Ende. Die Brüder Franz und Erich Sass wurden von den Nationalsozialisten angeblich auf Befehl von Hitler erschossen. Trotz schwerer Folter haben sie nicht verraten, wo die Beute aus dem Discontobankraub vergraben liegt. Sicher ist nur, dass der Polizist Max Fabich bei einem Besuch der Gaststätte Schildhorn, Erich Sass aus dem Wald dort habe kommen sehen. Er sei verdreckt gewesen und habe eine Schaufel über der Schulter getragen. Das 2002 vorübergehend geschlossene und später wiedereröffnete Gasthaus Schildhorn liegt im Grunewald an der Schildhornstraße 4a. Fabich war bis zu seinem Tod im Jahr 1963 davon überzeugt, dass die Brüder Sass die Discontobeute irgendwo im Grunewald vergraben haben. Doch bis heute wird nach der Beute aus dem Bankraub gesucht.
Anmerkung des Autors: Im Grunewald wurde bereits mehrfach gesucht. Da bisher nichts gefunden wurde, ist wohl offensichtlich das man bisher an den falschen Stellen gesucht hat. Vielleicht sollte man sein Glück eher da versuchen, wo wahrscheinlich noch niemand gesucht hat: z.B. auf dem alten Selbstmörderfriedhof im Grunewald. Er wurde 1879 für im Grunewald aufgefundene, unbekannte Tote und für in der Havel an der Halbinsel Schildhorn angetriebene Wasserleichen angelegt. Die Brüder Sass waren clever. Obwohl seit 1926 als Einbrecher aktiv vermochte ihnen die Berliner Polizei nicht auf die Schliche zu kommen. Selbst nach dem spektakulären Discontobankraub mussten die Brüder trotz anfänglicher Festnahme aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen werden. Bis 1932 konnte ihnen gerichtlich nichts nachgewiesen werden. Im Januar 1933 setzen sie sich dann nach Belgien ab und vereitelten zunächst einmal weitere Ermittlungen der deutschen Polizei. Warum aber hätten Franz und Erich Sass ihre Beute auf dem Friedhof Grunewald-Forst vergraben sollen. Aus mehreren einleuchtenden Gründen. Die Stellen an denen Schätze versteckt werden, sind im Regelfall bewusst ausgewählt worden. Sie sollten zum einen ein sicheres Versteck darstellen und zum anderen das einfache Wiederauffinden des Schatzes ermöglichen. Daher war der den Brüdern sicherlich bekannte Friedhof ein geeigneter Ort um die Beute aus dem Bankraub zu verstecken. Der ehemalige Selbstmörderfriedhof liegt sehr abgelegen. Außerdem wäre ein Wiederauffinden der Vergrabungsstelle sehr einfach gewesen. Man hätte sich nur einen in der Nähe gelegenen Grabstein merken müssen. Möglicherweise wurde der Schatz sogar in einem alten Grab versteckt. Hier gibt es auch Grabstätten bekannter Persönlichkeiten. z. B. Willi Schulz (1881–1928), Oberförster im Grunewald oder Minna Braun (1896–1922), Krankenschwester (ihr erfolgloser Suizidversuch 1919 löste eine Debatte über den Scheintod aus). Die Brüder gingen wohl auch davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit das jemand auf einem für Beerdigungen noch genutzten Friedhof nach vergrabenen Schätzen suchen würde, schon aus religiösen Gründen als gering einzuschätzen war. Potenzielle Schatzsucher haben irrtümlicherweise wohl eher im Grunewald selbst das Schatzversteck vermutet, was ja durch die dort stattgefundenen zahlreichen aber erfolglosen Grabungen hinreichend bewiesen ist. Der damals noch sehr dichte Wald war ohne besondere Markierungen, die man auch hätte entdecken können, als Schatzversteck aber wenig geeignet. Man konnte dort leicht die Orientierung verlieren. Der Standort des Friedhofes hingegen war bekannt. Er liegt auf direktem Weg durch den Wald nur ca. 850 Meter von der Gaststätte Schildhorn entfernt, wo einer der Brüder ja gesehen wurde, wie er aus dem Wald kam. Der Friedhof Grunewald-Forst wurde noch bis 1927 als Selbstmörder-Friedhof genutzt. 1928/29 bekam er eine feste Mauer, die das 4.980 m² große Areal eingrenzte, sowie ein steinernes Eingangstor mit Eisenflügeln. Die Mauer ist aber leicht zu übersteigen und stellt kein großes Hindernis dar. Auf einem Friedhof nach Schätzen zu graben ist möglicherweise pietätlos, auf jeden Fall aber äußerst sensibel, da es um die Störung der Totenruhe gehen kann. Einzige Rechtfertigung könnte sein, das es sich hierbei um Wertgegenstände aus einem Bankraub handelt. Deshalb sollte man die Örtlichkeit zunächst einmal nur mit einem Metalldetektor absuchen. Wenn ein Fund angezeigt wird, kann immer noch entschieden werden, ob eine Grabung gerechtfertigt ist. Die Suche kann auf alte Gräber bis Ende 1928 begrenzt werden. Beerdigungen auf dem Friedhof Grunewald-Forst finden dort seit 2018 nicht mehr statt.