Klaus Störtecker war einer der Anführer der Vitalienbrüder und der wohl bekannteste Seeräuber, der aus den Reihen dieser auch als Likedeeler (Gleichteiler) bezeichneten Männer hervorging. Sein Schiff hieß ROTER TEUFEL und wurde zum Schrecken des norddeutschen Städtebundes der Hanse, deren Schiffe er überfiel und ausraubte. Er griff auch Küstenstädte an und holte sich das Gold und die Juwelen der Reichen. Die Beute brachte er in mehrere Schatzverstecke. Am 22 April 1401 wurde Störtebeckers Schiff in der Nordsee bei der Insel Helgoland von den Schiffen der Hanse aufgebracht. Er wurde in Ketten gelegt und nach Hamburg gebracht, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Da ihm der sichere Tod durch den Henker drohte, versuchte Störtebecker sich freizukaufen. Er bot den Ratsherren von Hamburg an, eine goldene Kette zu beschaffen, solang, daß man sie um die Stadt Hamburg legen könnte. Die Ratherren lehnten diesen Deal jedoch ab und ließen ihn hinrichten. Störtebeckers Schiff wurde von oben bis unten durchsucht. Gefunden wurde nichts. Erst als die Masten gefällt wurden, stieß man auf Gold, das in Hohlräumen in den Masten versteckt war. Störtebecker hat Schatzverstecke angelegt, die nie gefunden wurden. Auch die goldene Kette wurde nicht gefunden. Die Legende sagt, das Störtebecker auf der Ostseeinsel Rügen sein größtes Schatzversteck in einer Höhle zwischen den Kreidefelsen angelegt habe. Das Wahrzeichen der Insel sind die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund.
Die bis zu 120 Meter emporragenden Kreidefelsen erstrecken sich über eine Länge von 15 Kilometern an der Küstenlinie entlang. Die Felsen entstanden vor mehr als 50 Millionen Jahren aus der Ablagerung und Versteinerung kalkhaltiger Überresten verschiedener Mikroorganismen. Kalkstein entsteht, wenn nach dem Tod der Lebewesen die kalkhaltigen Schalen zu Boden sinken und zunächst sogenannte Kalkschlämme bilden. Durch die Verfestigung der Schlämme formten sich so die heutigen Kreidefelsen. Doch Kalkstein ist nicht sehr widerstandsfähig. Die natürliche Erosion durch Wasser und Wind nagt ständig daran und verursacht massive Gesteinsbewegungen. Es kommt immer wieder zu Abbrüchen. Ganze Teile der Steilküste lösen sich und stürzen herab. Ein besonders prägnantes Beispiel dafür sind die Wissower Klinken, eine ehemals besonders herausragende Kreideformation und eines der Wahrzeichen von Rügen. Im Jahr 2005 kam es zu einem Abbruch der beiden Hauptzinnen. 50.000 Kubikmeter Kreide rutschten in die Ostsee. Bei einem weiteren Kreideabbruch im Jahr 2010 stürzten ca. 50 Tonnen Erdreich auf den Strand. Der letzte Abbruch im Jahr 2018 beförderte 4.000 Kubikmeter Gestein in die Ostsee. Der markanteste Kreidefelsen, der 118 Meter hohe Königstuhl liegt im östlichen Teil der Halbinsel Jasmund. Einer alten Sage nach soll der Name daher kommen. das die Bewohner der Insel Rügen damals denjenigen Mann zu ihrem König wählten, der den 118 Meter hohen Kreidefelsen „Königstuhl“ von der Seeseite als erster erklimmen konnte. Rügen und das umliegende Festland war seit dem 6. Jahrhundert durch den slawischen Volksstamm der Ranen besiedelt. Ein Indiz für den Wahrheitsgehalt der Sage ist ein Bericht des deutschen Chronisten Helmut von Bosau (* um 1120 † nach 1177). Dieser berichtet, das die Ranen von einem König regiert wurden. Die oben beschriebene Zeremonie der Königswahl ist also denkbar. 1168 wurde das Volk der Ranen durch den dänischen König Waldemar I. unterworfen und musste die dänische Lehenshoheit akzeptieren. Unter dem etwa 200 qm große Plateau des Königstuhls soll die Höhle liegen, in der Störtbecker seine Schätze versteckt hat. Man vermutet, daß Störtebecker 1370 in Ruschwitz bei Glowe auf der Insel Rügen geboren wurde. Wenn dies zutrifft, hat er wahrscheinlich auf Rügen seine Jugend verbracht und kannte die Insel gut. Die stark zerklüftete Insel Rügen bot gute Verstecke für Schiffe und Schätze. Auf Rügen soll Störtebecker außer den Höhlen zwischen den Kreidefelsen von Stubbenkammer noch zahlreiche weitere Schlupfwinkel gehabt haben, so die Höhle im Zickerschen Höft auf Mönchsgut, die Piratenschlucht bei Saßnitz, die Störtebeker-Höhlen bei der Swantewitschlucht auf Hiddensee. Es heißt Klaus Störtebecker habe auf Tollow, einer kleinen Insel in der Bucht von Maltzien, im Süden der Ostsee-Insel Rügen seine letzte Ruhestätte gefunden hat, nachdem er 1401 in Hamburg hingerichtet worden war. Das Grab wurde nie gefunden.
Anmerkung des Autors: An der Kreideküste um den Königstuhl soll es einige Höhlen geben, die bis heute unentdeckt geblieben sind. Manche sind wahrscheinlich eingestürzt oder durch Felsabbrüche verschüttet worden. Von der Waschsteinhöhle, am Fuße des Königstuhls, erzählt die Sage folgendes " Vor Zeiten trieb ein Seeräuber, Störtebeker genannt mit seinen Getreuen, sein Unwesen auf der Insel Rügen. Hier in einer Höhle im Königstuhl, hatte er seine Zuflucht, in welcher er die geraubten Schätze verbarg und wo er ausruhte von den Anstrengungen seiner Seefahrten, verborgen vor aller Welt, da niemand die Höhle kannte". Da Sagen oftmals einen wahren Kern haben, lohnt es sich vielleicht auf Rügen nach dem Schatz des Störtebeckers zu suchen. Die Höhle zum Schatzversteck lag wahrscheinlich nicht direkt am Steilufer vom Wasser aus einsehbar, denn dann wäre sie entdeckt worden. An den Steilhängen der Kreidefelsen wächst aber auch heute noch dichtes Buschwerk und dichter Wald. Es ist durchaus denkbar, das hier irgendwo im Dickicht verborgen der Eingang zu Störtebeckers Höhle liegt.