Der Schatz des Oliver Chromwell

Zunächst nur einfacher Abgeordneter des englischen Unterhauses, war Oliver Cromwell in der kurzen Zeit von 1653 bis 1658 "Staatsoberhaupt" von England, Schottland und Irland. 1652 ernannte Cromwell den Goldschmied John Barkstead und späteren Kapitän der parlamentarischen Infanterie, zum Leutnant des Londoner Towers. Oliver Cromwell starb am 3. September 1658. Sein Sohn Richard Cromwell wurde als Nachfolger eingesetzt. Er regierte nur ein Jahr und dankte 1659 wieder ab. England, das während der Regierungszeit kurzfristig eine Republik war, wurde erneut eine Monarchie. Als Cromwell an Malaria erkrankte und im September 1658 im Sterben lag, befahl er dem Kommandanten des Londoner Towers Barkstead, einen großen Goldschatz im Tower of London zu verstecken. Dieser Schatz sollte dazu dienen, nach dem Tode Cromwells weitere Kriege zu finanzieren, um die Herrschaft seiner Familie zu sichern. Der Schatz bestand angeblich aus ca. 50.000 Goldmünzen. Diese wurden in einem Keller des Tower versteckt. Barkstead flüchtete nach der Abdankung von Cromwells Sohn zunächst nach Holland, konnte aber in Delft festgenommen und zurück nach England gebracht werden. Hier wurde er zum Tode verurteilt. Trotz Folterung verriet er das Schatzversteck nicht. Der englische König beauftragte danach den Royalisten Samuel Pepys mit der Suche nach den Schätzen. Mehrmals ließ Pepys den Boden in den Kellern und Gewölben des Towers umgraben, aber seine Männer fanden keine einzige Goldmünze. Der Schatz wurde zur Legende. Als aber gegen 1900 die Tagebücher von Pepys auftauchten, glaubt man, dass an der Geschichte vielleicht doch etwas dran wäre.

Bis heute konnte jedoch kein Schatz im Boden des Towers gefunden werden. Der Wert von Cromwells Kriegsschatz dürfte vermutlich eine zweistellige Millionensumme betragen. Der Tower hat eine Fläche von 7,3 Hektar und liegt am Ufer der Themse. Die ursprüngliche Ringburg bestand aus drei Festungsringen, von denen zwei noch erhalten sind. Der ältere innerste Festungsring besteht aus dem White Tower und dem ihn umgebenden Hof. Im danach folgenden inneren Festungsring befinden sich die Waterloo Barracks, die Kirche St Peter ad Vincula, die Freifläche des Tower Green sowie Wohn-, Lager- und Verwaltungsgebäude. Der innere Ring ist von Mauern mit 13 Türmen umgeben. Der äußere Ring umschließt die innere Mauer mit einer zweiten Mauer. Diese hat sechs Türme, die sich dem Wasser zuwenden, sowie zwei halbkreisförmige Bastionen an der Nordwest- und der Nordost-Ecke der Festung. Außerhalb der Mauern liegt ein trockener Graben. Im Südwestbereich der Festung führt eine Brücke über den Graben vom Middle Tower auf der Stadtseite zum Haupteingang Byward Tower auf der Festungsseite.

Anmerkung des Autors: Vermutlich wurde bisher in den falschen Kellern gesucht. Der Londoner Tower hat insgesamt 18 Türme und Bastionen und 9 Einzelgebäude. Pepys führte insgesamt nur vier Suchaktionen durch. Er grub dreimal im Keller des Bell Tower und im Garten und später im Bloody Tower. Fand aber nichts. Es gibt sicher noch Keller, in denen nicht gegraben wurde. Der Tower of London wurde im 11. Jahrhundert erbaut. Gegen eine erfolgreiche Schatzsuche spricht das seit den Zeiten Chromwells zahlreiche An- und Umbauten innerhalb der Mauern des Towers durchgeführt wurden. Türme wurden neu errichtet, Gebäude innerhalb der Mauern abgerissen. Neben dem Bell Tower ist der White Tower der älteste noch erhaltene Turm auf dem Festungsgelände. Vielleicht sollte man im Keller des White Tower suchen. Hier wurde nachweislich noch nicht gegraben. Interessant ist auch, das sich im Erdgeschoss des White Tower ein Brunnen befand, der zwölf Meter tief reichte. Der Brunnenboden müsste damit unterhalb des Kellerniveaus gelegen haben. Eine nähere Untersuchung des Brunnens könnte sich lohnen.

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